Peer-to-peer Kredite – die Alternative zum Ratenkredit der Bank?
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Nicht nur aufgrund der Coronakrise werden zukünftig mehr Unternehmen und vor allem Privatpersonen einen Kredit benötigen. Vor allem Solo-Selbstständige und kleine Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern sind – je nach Branche – hart von der Krise getroffen. Die staatlichen Hilfen reichen keineswegs immer aus, sodass selbst die Bundesregierung dazu rät, dass sich die betroffenen Unternehmen zusätzlich um Kredite kümmern. Der vermehrte Kreditbedarf wird aller Voraussicht nach ebenso Privatpersonen treffen, die zum Beispiel durch Kurzarbeitergeld nur noch mit einem kleineren Teil ihres Einkommens auskommen müssen. In dieser Situation könnte für viele Betroffene zum Beispiel der sogenannte Peer-to-peer Kredit eine gute Lösung sein.
Banken in der Coronakrise noch vorsichtiger bei Kreditvergabe?
Grundsätzlich sollen Banken in der Coronakrise zwar bei Zahlungsproblemen seitens des Kreditnehmers Zins und Tilgung zeitweise stunden. Zudem sollen Kredite leichter vergeben werden. Manche Verbraucher haben in der Praxis allerdings bereits die Erfahrung machen müssen, dass ihr Darlehensantrag abgelehnt wurde. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, sich mit möglichen Alternativen zum Bankkredit zu beschäftigen. Eine dieser Finanzierungsalternativen ist der sogenannte Peer-to-peer Kredit, häufig ebenso als P2P-Kredit oder C2C-Kredit bezeichnet. Doch worum handelt es sich dabei und wie funktioniert dieser Peer-to-peer Kredit?
Was ist ein P2P-Kredit?
Lassen Sie uns zunächst die etwas kryptografisch erscheinende Bezeichnung des P2P-Kredites auflösen: „P“ ist in dem Zusammenhang die Abkürzung für „peer“, was wiederum ins Deutsche übersetzt „privat“ bedeutet. Die 2 wiederum steht für das umgangssprachliche „to“, also an wen sich der Kredit richtet. Einfacher ausgedrückt: Bei einem P2P-Kredit sind sowohl Kreditgeber als auch Kreditnehmer Privatpersonen. Daher wird häufig alternativ vom C2C-Kredit gesprochen, denn das „C“ steht in dem Fall für Customer, also Verbraucher.
Charakteristisches Merkmal der P2P-Kredite ist demzufolge, dass es beim Peer-to-peer Kredit keine Bank als Kreditgeber gibt, sondern stattdessen verleihen Privatpersonen ihr Geld. Der Sinn und Zweck besteht darin, mit dem verliehenen Kapital eine Rendite zu erzielen. Diese wiederum besteht aus den gewöhnlichen Kreditzinsen, die Kreditnehmer natürlich auch beim Peer-to-peer Kredit zahlen müssen.
Wie funktioniert der Peer-to-peer Kredit?
Von seiner Funktionsweise her unterscheidet sich der Peer-to-peer Kredit prinzipiell nicht von einem gewöhnlichen Ratenkredit, der zum Beispiel von deutschen Banken vergeben wird. Allerdings ist die Darlehensaufnahme und die Abwicklung etwas anders. Wer sich für einen P2P-Kredit interessiert, der muss sich zunächst auf einer sogenannten Crowdlending Plattform anmelden. Auf solchen Internetplattformen werden Kapitalsuchende und Investoren, die ihr Geld verleihen möchten, zusammengeführt. Der Begriff Crowdlending ist deshalb zutreffend, weil es bei einem einzelnen Peer-to-peer Kredit fast immer mehrere private Darlehensgeber gibt, also sozusagen die Crowd (Menschenmenge). Diese ist gleichzeitig ein wesentliches Merkmal der Funktionsweise.
Falls Sie einen Peer-to-peer Kredit aufnehmen möchten, veröffentlichen Sie nach der Anmeldung auf der Crowdlending Plattform das Kreditgesuch. Anschließend können potentielle Investoren, also in diesem Fall Kreditgeber, Ihnen eine bestimmte Teilsumme der gewünschten Finanzierungssumme leihen. Es kann also durchaus passieren, dass Sie als Kreditsuchender letztendlich zehn oder mehr Darlehensgebern gegenüber stehen und sich Ihre gewünschte Finanzierungssumme von beispielsweise 10.000 Euro zum Beispiel aus den folgenden Teilen zusammensetzt:
- 5 Kreditgeber jeweils 200 Euro
- 2 Kreditgeber jeweils 2.000 Euro
- 10 Kreditgeber jeweils 500Euro
Insgesamt gibt es in diesem Fall also 17 Kreditgeber, die jeweils einen kleineren Teil Ihrer benötigt Finanzierungssumme verleihen. Dies kann sogar ein Vorteil gegenüber dem Bankkredit sein. Bei einer relativ geringen Darlehenssumme ist man natürlich als Kreditgeber eher dazu bereit, ein gewisses Risiko zu akzeptieren, als wenn zum Beispiel die Bank in diesem Fall die kompletten 10.000 Euro als Kredit vergeben müsste.
Was kostet der Peer-to-peer Kredit den Kreditnehmer?
Ein wichtiger Aspekt beim P2P-Kredit sind die Kosten. Auf den meisten Crowdlending Plattformen läuft es so, dass neue Kreditsuchende einer Bonitätsprüfung unterzogen werden. Dazu bedient sich die Plattform zum Beispiel den folgenden Unterlagen und Dokumenten:
- Einkommensnachweis
- Arbeitsvertrag
- Schufa-Auskunft
Auf Grundlage dieser Daten werden die Kreditsuchenden auf der Crowdlending Plattform oft in bestimmte Bonitätsklassen eingeteilt. Der Vorteil für Kreditgeber besteht darin, dass diese zumindest ungefähr das Risiko abschätzen können, wenn sie ihr Geld verleihen. Die Kosten für den Kreditnehmer richten sich beim Peer-to-peer Kredit vor allem danach, in welche Bonitätsklasse er eingestuft wurde.
Haben Sie eine sehr gute Kreditwürdigkeit, müssen Sie natürlich nicht so einen hohen Kreditzins anbieten, damit sich potentielle Investoren für Ihr Kreditgesuch interessieren. Ist Ihre Bonität hingegen mittelmäßig oder sogar schlecht, werden Sie kaum umher kommen, für die Kapitalleihe zum Beispiel einen Zins von 6, 8 oder sogar 10 Prozent anzubieten. Der Peer-to-peer Kredit ist also keinesfalls automatisch günstiger als ein Bankkredit, sondern es kommt hier sehr auf den Einzelfall an.
Gibt es einen P2P-Kredit ohne Schufa?
An dieser Stelle muss noch einmal betont werden: Beim Peer-to-peer Kredit sind die Kreditgeber Privatpersonen. Daher besteht natürlich keine Verpflichtung gegenüber Dritten, wie es zum Beispiel bei Banken der Fall ist, das verliehene Kapital zwingend wieder zurück zu erhalten. Aus diesem Grund gehen private Investoren öfter ein etwas höheres Risiko ein. Beim Peer-to-peer Kredit kann dies dazu führen, dass ein Kreditprojekt auch dann finanziert wird, wenn der Kreditsuchende einen negativen Eintrag in der Schufa hat. Somit gibt es vom Grundsatz her auch P2P-Kredite als Kredite ohne Schufa. Hier ist es allerdings wiederum vom jeweiligen Einzelfall abhängig, ob Sie die benötigt Finanzierungssumme trotz eines negativen Schufa-Eintrages einsammeln können.
Welches Risiko hat der private Geldgeber?
Für Kreditsuchende haben Peer-to-peer Kredite im Grunde nur Vorteile. Manchmal können Kapitalsuchende sogar Geld einsammeln, obwohl sie einen negativen Schufa-Eintrag haben. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit bei mittlerer Bonität größer, dass sich zum Beispiel 20 Kreditgeber finden, die jeweils 500 Euro verleihen, als ein passendes Kreditinstitut zu aufzuspüren, welches 10.000 Euro in einer Summe als Kredit vergibt.
Für Investoren, also in diesem Fall Kreditgeber, ist neben den Vorteilen allerdings auch ein gravierender Nachteil zu nennen. Dieser besteht im Ausfallrisiko. Zwar lässt sich die Auswahlwahrscheinlichkeit zumindest ungefähr an der Bonitätsklasse einschätzen, in die der Kreditsuchende eingruppiert wurde. Allerdings: Nicht auf jeder Crowdlending Plattform wird diese Einteilung vorgenommen. Zum anderen ist es natürlich keine Garantie, dass es zukünftig nicht doch zu Kreditausfällen kommen kann.
Manche Crowdlending Plattformen haben zumindest einen Sicherungspool eingerichtet, der allerdings im Schadensfall auch nur einen kleineren Teil des Ausfalls kompensiert. Daher sollten private Geldgeber wissen, dass sie natürlich mit dem Verleih ihres Kapitals auf über eine Crowdlending Plattform ein gewisses Risiko eingehen.